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Schlagwort: Traditionen (Seite 1 von 1)

Gedanken zum Muttertag

In jedem Jahr kommt er wieder, der Muttertag, und löst in mir gegensätzliche Gefühle aus.

Als Erzieherin fühle ich mich gezwungen, die Tradition des Muttertages zu erfüllen, als Tochter ging es mir ebenso, denn ich bin mit den Muttertagsritualen groß geworden. In der Schule wurden und werden immer noch Blumenbilder gemalt und Liedlein und Gedichte für die liebe Mutter eingeübt.

Ich mag solche verordneten Liebesbezeugungen nicht!

Ich habe mich immer wieder gefragt: Wie empfindet ein Kind diese herzigen, netten, blumigen Rituale, wenn es eine Mutter hat, die eben nicht diesem Mutterideal entspricht? Auch wenn wir es nicht hören wollen, es gibt kaltherzige, gemeine, egoistische Mütter – sollen diese am Muttertag auch geehrt werden?

Mütter waren es, die ihre Söhne zu Soldaten erzogen haben oder zu Machos.

Mütter sind stolz, wenn ihr Sohn sich wehren kann, lieber möchten sie einen Draufgänger als ein sensibles Bürschchen.

Mütter sind Frauen, die dieses Männerbild an ihre Söhne weitergeben und die darauf achten, dass die Töchter niedlich und adrett aussehen und auf keinen Fall zu dick werden dürfen.

Warum ziehen Mütter ihren kleinen Mädchen unpraktischer Kleidung an, in der sie sich nur schlecht bewegen und klettern können?

Ich finde es wunderbar, dass es Männer und Frauen gibt, die ihr ganzes Leben für Kinder umkrempeln und vieles dafür in Kauf nehmen. Es ist wunderbar für unsere Welt, dass es immer wieder Kinder gibt, die alles am Laufen halten und uns eine Zukunft sichern.

Ich würde gerne den „Mütterkult“ etwas beschneiden und den Vätern mehr Raum geben, denn nach meiner Meinung kann echte Emanzipation nur so gelingen und manchmal sind die Väter die „besseren Mütter“. Aber das darf man nicht sagen, denn dann fühlen sich oft die Mütter und die Väter schlecht…

Es ist ein echter Teufelskreis mit den Zuschreibungen und dank der neuen bunten Welt, in der Kinder auch mal zwei Väter, nur eine Mutter oder drei Omas haben, wird es wohl bald bunter werden. Der Muttertag kann dann abgeschafft werden und jeder Tag wird ein „Tag des Menschen“.

Ich freu mich drauf!

Vom Warten und Wünschen

Ich gehöre zu den Menschen, die es lieben überrascht zu werden und das lustvolle Warten genießen, einschließlich der Ungewissheit, ob denn die Wünsche auch wirklich erfüllt werden.

Ich kenne aber auch Menschen, die dieses lustvolle Warten nicht brauchen und gerne alles gleich ganz rational angehen und sich zur Not das Geschenk auch selbst besorgen.

Die Vorweihnachtszeit ist das ideale Übungsfeld für das Warten und das Wünschen. Zumindest war sie das, denn in den letzten Jahren konnte ich immer mehr beobachten, dass die Kinder nicht von ihren Wünschen sprechen, sondern erzählen, was sie bekommen werden, was sie sozusagen in Auftrag gegeben haben. Schade, für Menschen wie mich!


Ich habe in 50 Jahren Kindergartenarbeit ganz verschiedene Varianten der Weihnachtszeit erlebt, von denen ich heute mal berichten möchte.

Geheimnisse wurden von den Eltern zelebriert und diese hatten daran viel Freude, so habe ich es in den 50-er Jahren bei meinen Eltern erlebt. Sie haben sich z.B. in der Küche eingeschlossen und verkündet, dass sie dem Christkind/Weihnachtsmann helfen müssen. Wir Kinder lagen dann abends völlig ruhig im Bett und lauschten den Geräuschen und dem Getuschel, das aus der Küche drang. So bastelten sie einen Kaufladen und ein Puppenhaus. Eine abgeschlossene Tür im Wohnzimmerschrank ließ uns Mädels davorsitzen und uns ausmalen, was wohl hinter der Tür sein könnte. Diese aufregende geheimnisvolle Stimmung haben wir sehr genossen.

Gar nicht genossen habe ich das Angstmachen, das auch viele Erwachsenen in der Vorweihnachtszeit lustvoll angewendet haben, um die Kinder brav und gefügig zu machen. Dazu gehörte dann auf jeden Fall das Drohen mit dem Nikolaus, seiner Rute und seinem Sack.
Das Drohen und Angstmachen wird auch heute immer wieder angewandt; ich lehne dies total ab – nicht, weil ich dies als ängstliches Kind selber erlebt habe, sondern weil Erwachsene in solchen Fällen ihre Machtposition gegenüber den Kindern ausnutzen und so das Vertrauen der Kinder missbrauchen.

Ende der 60-er Jahre sollte diese Art der vorweihnachtlichen Spannung durch aufklärerische Aktionen ersetzt werden. Kindern wurde, ganz realitätsbezogen, die Person des Nikolaus erklärt. Im Kindergarten war es Sitte, dass man sich vor den Kindern in den Nikolaus verwandelte, man wollte den Kindern nichts mehr vormachen, sie sollten sehen, dass es ein Spiel war. Den Kindern hat das damals nichts ausgemacht und sie haben das Nikolausspiel trotzdem genossen, aber die Erwachsenen haben gelitten. Es wurde ihnen etwas aus der Hand genommen und sie bedauerten, dass die Nikolausfeier nicht mehr so stimmungsvoll war. Lange Zeit gab es Mischformen, aus „Sag die Wahrheit“ und Märchenspiel.


So würde ich es jetzt machen:

Sobald die Adventszeit naht, erkläre ich den Kindern den Begriff Advent erklären und wir stimmen uns ein. Advent bedeutet Ankunft und ich würde die Vorfreude, die man vor der Ankunft eines geliebten Menschen empfindet, auf die Geburt des Jesuskindes übertragen.

In diesem Zusammenhang erzähle ich dem Kind auch von der Vorfreude, die man vor der Geburt eines Kindes empfindet und wie man alles dafür vorbereitet. Hier kann man dem Kind auch von den Vorbereitungen für seine eigene Ankunft erzählen und gemeinsam überlegen, was alles zu tun war. Hierbei ist es sehr wichtig, dass wir das Kind in die Überlegungen miteinbeziehen und es eigene Ideen entwickeln kann. So kann das Kind die Stimmung der Vorfreude spüren.

Wer keinen Zugang zum religiösen Hintergrund von Weihnachten hat, kommt mit der Vorfreude auf den Geburtstag des Jesuskindes gut zurecht. Für alle anderen gibt es wunderbare Bilderbücher über die Weihnachtsgeschichte, die ich zum Schluss noch vorstellen werde.

Um die Zeit bis zur Ankunft des Kindes zu verkürzen gibt es den Adventskalender, die Adventssonntage, das Weihnachtsbacken und unendliche Dekorationsideen.


Wie es vor 100 Jahren war:

Am Abend vor Weihnachten war ich sehr traurig. Ich dachte, Mama und Agda würden nicht fertig werden bis zum Heiligabend. Es sah noch so ungemütlich und unordentlich in der Küche aus. Deshalb weinte ich ein bisschen, als ich im Bett war. Am Morgen des Heiligen Abends wachte ich früh auf. Ich lief im Nachthemd in die Küche hinunter und – oh, wie war es dort jetzt fein! Auf dem Fußboden lagen ganz neue bunte Flickenteppiche. Die Eisenstangen am Herd waren mit rotem, grünen und weißem Krepppapier umwickelt. Auf dem großen Tisch lag eine Weihnachtsdecke, und alle Kupferkessel waren blank geputzt.

aus „Mehr von uns Kindern aus Bullerbü“ von AstriD Lindgren, Oetinger Verlag

Bezieht die Kinder in die Festvorbereitungen mit ein, lasst sie die Stimmung des freudvollen Wartens spüren, rast nicht von einer Nikolausfeier zur nächsten und bitte schenkt ihnen nur einen Adventskalender.
Jeder Tag bringt das Kind dem Fest näher und der Kalender soll ihnen das verdeutlichen, hierbei übt es Ausdauer, Geduld und trainiert seinen Spannungsbogen. Das alles sind Eigenschaften, die ihm immer wieder nützlich sein werden und das Warten vor Weihnachten ist besonders schön.


Hier noch einige Büchervorschläge für die Weihnachtszeit:

  • Wach auf, Siebenschläfer Sankt Nikolaus ist da von Eleonore Schmid, Nord-Süd Verlag: Nikolaus beschenkt die Waldtiere
  • Weihnachten im Stall von Astrid Lindgren/Harald Wiberg, Verlag Friedrich Oetinger: Die Weihnachtsgeschichte spielt in der vertrauten Umgebung eines Stalls in unseren Breiten und kann schon jüngeren Kindern die friedvolle Stimmung der Heiligen Nacht nahebringen.
  • Das Weihnachtskind von R.Lagercrantz/J. Bauer, Moritz Verlag: Wunderbar erzählt, ohne die verstörenden Details durch den König Herodes wegzulassen – aus diesem Grund erst für Vorschulkinder geeignet.
  • Wie weihnachtelt man? von L.Pauli/K.Schärer, Sauerländer Verlag: Eine witzige Geschichte über den Sinn des Schenkens.

Wir wünschen allen Itzlipitzli-Freunden eine schöne Vorweihnachtszeit mit geheimnisvollen Waldspaziergängen, Stadtspaziergängen um die Weihnachtsdekoration zu bewundern und sich in Spielwarenläden Anregungen für Wünsche zu holen. Viel Spaß beim Schreiben und Malen von Wunschzetteln und schöner Musik um sich auf Weihnachten einzustimmen!

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