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Schlagwort: kindliche Entwicklung (Seite 1 von 1)

Anregungen Für Krippe und Kindergarten

Ein 2-jähriger Junge kommt in die Tageseinrichtung, in der Hand hält er einen kleinen roten Traktor. Ich kann deutlich merken, dass er ihm wichtig ist und kann mit meinen Spielvorschlägen dort ansetzen.

Ich mache ihm den Vorschlag für seinen Traktor eine Straße zu bauen und da keine Bauklötze vorhanden sind, schneide ich ihm Pappstreifen, die wir gemeinsam zu einer Straße auf dem Boden auslegen. Unser Tun wird von meiner Seite sprachlich begleitet und wird so für den kleinen Jungen zu einem großartigen „Förderprogramm“, denn ganz beiläufig erfährt er im Spiel von der Straße, die eine Kurve macht und dass der Traktor über eine Kreuzung fährt. Seine Motorik wird angeregt, denn er legt selbst die Pappstreifen aus, die sich sofort in eine Straße verwandeln. Während er dies macht, ist er ganz achtsam, denn die ausgelegten Pappstreifen sollen genau aneinander liegen. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass der Traktor auch tanken muss und ganz schnell wird aus einem geknickten Stück Pappe, an dem ein Wollfaden befestigt wird, eine Tankstelle mit Zapfsäule. Hingebungsvoll und sehr geduldig wird der Traktor betankt.

Inzwischen sitzen noch zwei andere Kinder als Zuschauer auf dem Teppich, sie bekommen auch Fahrzeuge mit Anhänger und sollen dem Traktor helfen. Wir zerknüllen kleine Papierstücke und beladen damit die Anhänger. Sehr vorsichtig schieben die Kinder die Fahrzeuge über die Pappstreifen, damit die Ladung nicht verloren geht.

Alle beteiligten Kinder nehmen aus eigenem Interesse an diesem Spiel teil und greifen Anregungen begierig auf.

Wichtig ist in dieser Situation auch, dass wir Erzieher/innen oder Eltern dem Kind die entsprechende Aufmerksamkeit und genügend Zeit geben.

Schön, wenn dies im Alltag bei der Kinderbetreuung möglich ist!

Was hat diese Situation den Kindern gebracht?

  • Das Kind mit seinem Traktor bekam meine ganze Aufmerksamkeit und hat sein Spiel durch meine Impulse ausgebaut.
  • Durch die sprachliche Begleitung und meine Kommentare wurde sein Wortschatz erweitert.
  • Die zuschauenden interessierten Kinder wurden ins Spiel integriert und ihre soziale Kompetenz gefördert.
  • Die Kinder erlebten eine schöne Zeit und haben allen Grund wieder ein entsprechendes Spiel zu beginnen. Schön, wenn dann die pädagogischen Betreuer/innen wieder mit Impulsen zur Stelle sind!

Vielleicht bildet sich dann ein Spiralstau…!?

Ausmalbilder und Förderprogramme…

…bestimmen oft den spielerischen Alltag von kleinen Kindern, denn man will nicht versäumen das Kind auf sein schulisches Leben und die zu erwartenden Anforderungen vorzubereiten. Hier möchten wir euch heute ein alternatives „Förderprogramm“ vorstellen.

„Kinder entwickeln emotionale Regulationsfertigkeiten in großem Ausmaß durch Freundschaften, spontanes Spiel und Freizeit, bei denen ihnen die Gelegenheit geboten wird, neugierig und erfinderisch zu sein.“

Aus „Wie Kinder aufblühen“ von Daniel J. Siegel und Tina Payne Bryson

Kinder Kinder sein lassen und sich freuen, wenn sie sagen, dass ihnen langweilig ist, denn dann geht es los, das individuelle Förderprogramm. Es beginnt mit kleinen beiläufigen Impulsen und kann dann auch ein stundenlanges Förderprogramm werden, bei dem das Kind kein Ende findet.

Hier ein Alltagsbeispiel:

Nachdem das Kind von Langweile gesprochen hat, bietest du ihm 2-3 willkürlich ausgesuchte Gegenstände an, z.B. eine Plastikschüssel, eine alte Tischdecke und einige Dosen, und ermutigst es, damit etwas zu machen. Dann ist Geduld angesagt und vielleicht braucht das Kind noch einen Hinweis, wie, “Du kannst ja mal etwas in der Schüssel sammeln!“

Das könnte sich daraus entwickeln, muss aber nicht:

  • Das Kind sammelt Alltagsgegenstände in der Schüssel und erzeugt damit verschiedene Töne, wenn es die Schüssel bewegt.
  • Das Kind spannt mit deiner Hilfe die Tischdecke über mehreren Stühlen auf und legt die Gegenstände darauf, bis das Gewicht zu schwer wird und die Decke in sich zusammenfällt.
  • Das Kind verteilt die gesammelten Gegenstände in die Dosen.
  • Das Kind leert alle Sammelstücke auf die Decke und trägt sie wie einen Sack durch die Gegend. Vielleicht kommt das Kind zu dir und gibt dir etwas aus dem improvisierten Sack und daraus entwickelt sich ein Gespräch und es entsteht „gelebte Spracherziehung“!
  • Alle Gegenstände werden unter der Decke versteckt und du musst erraten wie viele es sind und es ergibt sich mathematische Förderung!
  • Das Kind legt sich auf die alte Tischdecke und du als Elternteil wiegst es in der Luft. Schön, das ist eine Situation, durch die Vertrauen entsteht.
  • Alle Sachen müssen wieder aufgeräumt werden und das Kind lernt Regeln zu akzeptieren, super!

Wenn das Kind solch ein Erlebnis hatte, wird es sich gestärkt fühlen, weil du es auf jeden Fall für seine Spielideen loben wirst. „Du hattest heute gute Ideen mit der Schüssel!“, dieser beiläufige Kommentar kann auf sehr fruchtbaren Boden fallen, weil er ihrem Kind das Gefühl gibt, etwas gut gemacht zu haben und das Gehirn wurde ganz beiläufig mit vielen neuen Erfahrungen „gefüttert“.

Viel Spaß bei neuen Impulsen fürs Gehirn!

Arne allein zu Hause

Manchmal, ganz selten, darf Arne für kurze Zeit allein zuhause bleiben und auf seine Mama oder seinen Papa warten. Das findet Arne sehr schön und auch sehr spannend, weil er sich dann ganz groß fühlt, fast wie erwachsen.

Beim ersten Mal fragte ihn seine Mama, ob er kurz wartet, denn sie wollte eine Freundin schnell an der Bushaltestelle abholen. „Höchstens 5 Minuten!“ sagte Mama und Arne nickte sehr stolz.

Mama zeigte ihm auf der Uhr, wie man sehen kann, wie die Zeit vergeht.

5 Minuten ist keine lange Zeit!

Als die Haustüre hinter Mamas Rücken ins Schloss fiel und es danach ganz still war um Arne herum, bekam Arne ein komisches Gefühl, ein fremdes Gefühl, das sich in Angst verwandelte. Plötzlich musste Arne ganz viel Spucke schlucken, es wurde ihm heiß und er starrte auf die Uhr. Um ihn herum war es ganz still, so still, wie er es noch nie erlebt hatte.

Dann kamen die Tränen, sehr viele Tränen liefen ihm durchs Gesicht und dann ging die Tür auf und Mama kam mit ihrer Freundin herein – es waren erst 4 Minuten vergangen. Mama war sehr schnell gewesen und fragte Arne erschrocken, warum er weinte. Arne versuchte es zu erklären, dass sich das plötzliche Alleinsein ganz anders angefühlt hat, als er es sich vorgestellt hatte.

Mama umarmte ihn und in der Zeit danach, haben sie es immer wieder mal probiert und dann klappte es immer besser.

Ideen für die Arbeit im Kindergarten

Nach den Sommerferien hat das neue Kindergartenjahr begonnen und wir beginnen mit Vorschlägen, die für die Arbeit von Erzieher*innen nützlich sein können.

Los geht´s mit dem Thema „Ich war weg – jetzt bin ich da!“

  • Gespräche unter der genannten Überschrift ermutigen die Kinder von ihren Erlebnissen zu erzählen. Wichtig finde ich, dass der/die Erzieher/in möglichst wertschätzend zuhört und die Erlebnisse nicht bewertet, was aber sehr schwer in der Umsetzung ist.
    Wenn ein Kind in den Ferien das Schwimmen gelernt hat, muss das bejubelt werden, aber wie fühlt sich das Kind, das kein „Jubelerlebnis“ vorweisen kann? Hier gilt das feinfühlige Vermitteln.
  • Umgang mit der Zeit – wir veranschaulichen auf einem Jahreskalender die drei Ferienwochen und befragen die Kinder nach Erlebnissen, die vor den Ferien stattgefunden haben. An was erinnert ihr euch? – Wo sind die Kinder der Gruppe geblieben, die den Kindergarten nicht mehr besuchen? – Welche Lieder und Spiele kennen die Kinder noch, wir erinnern uns! – Ich war klein, jetzt bin ich groß! Dieses Thema kann in diesem Rahmen auch gut erarbeitet werden und die Kinder bringen Babybilder mit, die auf Augenhöhe aufgehängt werden und alle können schauen und raten, wer das Baby ist. Dazu hängen wir noch Babyhemdchen auf und messen an einer Latte, wie groß das Kind geworden ist. Diese Thematik symbolisiert schön das Vergehen von Zeit. Hierzu gehören auch verschiedene Zeitmessgeräte und die ersten Kinder bemühen sich sicher, die Uhr zu erlernen.
  • Ich war weg, jetzt bin ich da! Diese Überschrift eignet sich auch um mit den Kindern zu philosophieren und die Frage zu stellen, „Wo war ich, als ich noch nicht geboren war?“ und in diesem Zusammenhang werden Fragen zur Aufklärung natürlich nicht ausbleiben und es ist gut, zu dieser Thematik einen Elternabend anzubieten. (Referenten vermittelt profamilia oder die Fachberatungsstellen des Landkreises und der Kirchen .)
  • Das bin ICH! Dieser Bereich gibt den einzelnen Kindern Gelegenheit etwas von sich mitzuteilen. (Ich esse gerne Nudeln, im Kindergarten baue ich gerne in der Bauecke und ich habe Angst vor Hunden.) Auch hierbei ist es von großer Bedeutung, dass die Erzieher/innen wertfrei und sehr einfühlend vorgehen, damit sich Kinder öffnen können und wenn man erstmal gesagt hat, dass man gerne der Freund von Jule wäre, dann hat man schon einen riesigen Berg erklommen und mit Unterstützung durch die Erwachsenen wird es vielleicht auch wahr. Dieser Themenabschnitt kann sich wunderbar auf das Zusammenleben in der Gruppe auswirken. Schön sind in diesem Zusammenhang auch lebendgroße selbstgemalte Bilder der Kinder: Das Kind legt sich auf einen großen Bogen Papier auf den Boden und eine andere Person zeichnet den Körperumriss des Kindes nach. Danach kann der Umriss realitätsnah oder fantasievoll ausgemalt werden. Wenn die Selbstbildnisse fertig sind, kann man sich selbst gegenüberstehen.

Ich und mein Körper – Mein Körper und ich

Es ist nicht einfach dem kleinen Kind ganz offen zu begegnen und ihm oder ihr alle Möglichkeiten zu geben sich in seinem/ihrem Körper wohl zu fühlen. Der lustvolle Umgang des Kleinkindes mit dem Körper muss möglich sein und es braucht vielfältige Möglichkeiten den eigenen Körper zu spüren.

Mit den Armen in der Luft rudern und dabei den “Wind“ spüren, den es selbst erzeugt.

Greifen, schütteln, strampeln – alles ganz wunderbar.

Streicheln, Zärtlichkeiten, Kämpfe und das befreiende Gefühl, wenn man eigenständig die Treppenstufen erklommen hat und triumphierend von oben nach unten schaut.

Die körperlichen Grenzen spüren, immer wieder überwinden und in den zärtlichen Armen des Erwachsenen ausruhen und sich gut fühlen.

Beim Wickeln sanft berührt zu werden und mit liebevoller wertschätzender Stimme die Namen der Genitalien zu hören, das tut dem Kind gut und legt den Grundstein für ein positives Körpergefühl.

Die Bemühungen des Kleinkindes loben, wenn es voller Mühe versucht einen Ball unter dem Schrank hervorzuholen: „Du bist aber ein klasse Mädchen, das hast du gut gemacht!“ Dieses Lob wird dem Kind Freude bereiten und wird ihm signalisieren, dass es etwas KANN!

Etwas SELBST geschafft zu haben wird auch stärker bewertet, als wenn eine andere Person den Ball hervorgeholt hätte und außerdem trainiert das Kind dabei Ausdauer, Anstrengung und keine Angst vor dem Staub zu haben, der unterm Schrank liegt! 🙂 

Körperlichkeit, Lebendigkeit, Sinnlichkeit, Kraft und Anstrengung können Kinder in ihrem alltäglichen Umfeld üben und so ein positives Körpergefühl zu entwickeln. Sie lernen ihren eigenen Körper kennen und beherrschen und wir Erwachsenen ermutigen sie dazu, ohne sie anzutreiben.

Zunächst sind die Orte für Bewegungserfahrungen innerhalb der Wohnung und mit der Zeit dehnt sich dieser Radius immer weiter aus und braucht Erwachsene, die nicht zu ängstlich, aber auch nicht fahrlässig sind (Das ist für mich eine große Herausforderung!)

Im Anschluss folgt noch eine Sammlung von alltäglichen Körperübungen – viel Spaß!

  • Schachteln und Dosen mit ungefährlichen Alltagsgegenständen befüllen und von den Kindern öffnen lassen!
  • Expeditionen durch die Wohnung veranstalten und je nach Alter des Kindes variieren. Zunächst sitzt das attraktive Stofftier auf der 3. Treppenstufe und später ganz oben. Anfangs behält der Erwachsene die Aktion noch im Auge, später erklimmt das Kind selbstständig die Treppe etc.
  • Wenn man keine Treppe hat, kann diese Aufgabe auch mit Büchern oder sicheren Bänkchen bewältigt werden, über die das Kind steigt. Wenn es beim Übersteigen noch etwas tragen kann, um so besser! Zum Tragen nur weiche ungefährliche Dinge nehmen (Kissen, Tücher, Stofftier oder Eimerchen)
  • Wäscheklammern befinden sich am Stofftier oder an der Bettdecke und werden vom Kind entfernt. Wenn das Kind schon älter ist, kann es verschiedene Gegenstände am Vorhang oder Wäscheständer festklammern.
  • Balancierparcours mit umgelegten Stühlen, Kissen, Eimern etc. aufbauen. Das Kind zum eigenen Aufbauen motivieren.
  • Mit einem Ball in der Hand den Parcours durchlaufen oder den Ball darüber rollen.
  • Alltagsgegenstände auslegen und die Kinder darüber hüpfen lassen.
  • Außerhalb der Wohnung das Kind vieles selbst tun lassen, z.B. Treppen steigen oder hochkriechen, Türen öffnen, Einkaufswagen schieben, Taschen tragen.
  • Auf öffentlichen Spielplätzen abwartendes Verhalten zeigen und herausfinden, was das Kind interessiert und nur dann eingreifen, wenn es zu gefährlich wird. (Was zu gefährlich ist, wird von den Erwachsenen sehr unterschiedlich empfunden…)
  • Viele Spaziergänge unternehmen, Ball spielen, über Zweige und Mauern klettern, so dass daraus eine ganzkörperliche Ertüchtigung wird. Das macht Spaß, verbindet und trainiert.
  • Schmusestunden beim abendlichen Vorlesen oder beim Mittagsschlaf auf dem Sofa.

Mein Kind kommt in den Kindergarten

Endlich, nach langem Suchen und bangem Warten, freuen sich die Eltern, dass sie einen Kindergartenplatz haben.

Beinahe zeitgleich beginnen die Zweifel: Ist das jetzt der richtige Moment, ist es der richtige Kindergarten, sollen wir noch warten? Sind die Erzieherinnen nett, einfühlend, nicht zu lasch, fördern sie unser Kind auch? Fragen über Fragen machen es Eltern, Erzieher*innen und auch den Kindern nicht immer leicht.

Den Dreijährigen ist der Begriff Kindergarten meistens durch Familienmitglieder bunt schillernd erklärt worden. „Da ist es schön, da kannst du mit vielen Kindern spielen, da singt ihr zusammen und sie haben ganz besondere Spielsachen!“

Wenn dann alles gut vorbereitet wurde, dann kennt das Kind das Gebäude, den Namen seiner Gruppe, seinen Garderobenplatz und die Erzieherin.

Im Normalfall sind Kinder sehr neugierig und kommen sehr motiviert an den „Ort der Verheißung“ und wenn da jetzt eine ebenso motivierte pädagogische Fachkraft wartet, dann kann die Eingewöhnung nur gelingen.

ABER, da sind ja auch noch die Eltern, die den Kindergarten und die Erzieherin vielleicht noch nicht kennen – was nicht sein sollte!

Man stellt sich vor, wenn man Mutter oder Vater ist, berichtet der Erzieherin vielleicht von den Eigenarten des Kindes (z.B., dass er oder sie nur Pipi macht, wenn er/sie sich ganz nackt auszieht – nicht ausgedacht, schon erlebt) oder man berichtet von Kosenamen, Essensgewohnheiten und dass das Kind es nicht gerne laut hat.

Die pädagogische Fachkraft beruhigt die Eltern, ermutigt die Kinder und beide Seiten versuchen sich freundlich anzunähern.

Erleichternd wirken sich immer Geschwister – oder Nachbarskinder aus, das gibt Mut und verscheucht die Angst vor Neuem.

Sollte das neue Kind ganz unproblematisch gleich freudig dableiben und zum Maltisch marschieren, dann fühlen sich die Eltern schlecht. „Oh je, sie weint nicht, also wird sie uns nicht vermissen, also sind wir schlechte Eltern!!“

Schreit das neue Kind und klammert sich an das Bein des Vaters, dann sind die Eltern beruhigt („Er liebt uns so!“) und die Erzieherin ist verzweifelt („Was muss ich machen, damit dieses Kind hier bleibt?“)

In allen Fällen ist es zwingend notwendig, dass sich Eltern, Kinder und Erzieher*innen vorher kennenlernen, dass sie außer den Namen auch ihre gegenseitigen Erziehungsprinzipien, Wünsche und den Ablauf der Eingewöhnungszeit kennenlernen.

Wir haben einige Gedanken von Kindergartenmüttern gesammelt, denn sie müssen sich auch von ihrem Kind abnabeln, was nicht einfach ist.


Irgendwann kommt der Zeitpunkt an dem man als Kind und Eltern den Kindergartenstart herbeisehnt. Die Kinder wollen mehr erleben, probieren und spielen, sie wollen und brauchen Kinder um sich. Das ist zu Hause so nicht möglich.
Aber was erwartet uns da?
Wird mein Kind den Kindergartenalltag gut meistern können? Schließlich ist so ein Kindergartentag echt harte Arbeit. Auch der ungewohnte Lärmpegel ist nicht zu verachten.
Habe ich mein Kind wirklich gut genug auf das „Leben da draußen“ vorbereitet? Schließlich muss es plötzlich für sich selbst einstehen und es hat mich nicht mehr schützend an der Seite.
Hoffentlich sind die Erzieherinnen auch einfühlsam und den Kindern zugewandt. Was mache ich eigentlich, wenn ich mich mit einer Erzieherin überhaupt nicht verstehe? Kann ich mein Kind trotzdem bedenkenlos dort lassen? Schließlich vertraue ich ihnen das Wertvollste an, das ich habe. Habe ich mich auch wirklich genug mit der Auswahl der Kindergärten auseinandergesetzt?
Wie ist es mit den Christlichen Festen, und Traditionen, werden die wohl gefeiert?
Was ist, wenn mein Kind plötzlich haut oder sonst irgendwie negativ auffällt. Und wie gehen die Erzieherinnen damit um? Oder andersrum, wenn es sich so angepasst verhält, dass es untergeht, fällt das irgendwem auf?
Wird es Freunde haben, oder beliebt sein? Wie war eigentlich meine Kindergartenzeit? Hoffentlich wiederholen sich meine eigenen schlechten Erfahrungen nicht. Ich selbst war eher ein Außenseiter und wollte immer dazu gehören… Und jetzt als Mutter ertappe ich mich dabei, dass ich mir für mein Kind wünsche, das nicht zu erleben. Dass es beliebt ist und von allen gerne gemocht wird. Da muss ich wirklich gut achtgeben, dass ich diese Sorge nicht auf meine Kinder übertrage.
Man will ja als Mutter oder Vater auch nicht als Helikoptereltern gelten, aber was bedeutet das eigentlich? Wenn man während der Eingewöhnung Dinge sieht, die so nicht sein sollten, oder der Umgang in einigen Situationen ungut findet, soll man am besten nichts sagen, seine Gedanken für sich behalten? Oder ist ein klärendes Gespräch nicht besser? Hoffentlich erzählt mein Kind keine Peinlichkeiten von zu Hause, was da die anderen denken würden!
Letztlich finde ich, wird uns Müttern viel von außen suggeriert wie es denn zu laufen hätte. Ich habe mich auch davon verunsichern lassen, weil es beim ersten Kind zu einfach lief und beim zweiten dann viel schwieriger als gedacht. Im Nachhinein würde ich mich viel mehr auf mein Gefühl verlassen und für meine Kinder da sein wie sie es einfordern. Ein „so geht’s richtig“ gibt es nicht. Und egal wie lange und gut die Erzieherinnen ihren Job schon machen, ich kenne meine Kinder am besten.


Das Thema Kindergarten begann für mich schon lange bevor dieses wichtige Kapitel für meine Tochter überhaupt anstand. Schon weit im Voraus habe ich mir Gedanken gemacht, ob sie sich dort wohl fühlen wird, ob ich sie richtig darauf vorbereitet habe und ob wir beide überhaupt schon „bereit“ dafür sind.
Als der erste Kindergartentag dann vor der Tür stand, war es eine Mischung aus Stolz, Angst und Vorfreude, als mein Mann und ich unsere Tochter das erste Mal gemeinsam zu Ihrem Kindergarten brachten. So wirklich wussten wir nicht, was uns erwarten würde – und was man auch im Gegenzug von uns erwartete. Wir lange darf oder sollte man bleiben, ohne es dem Kind unnötig schwer zu machen, aber auch den Erziehern nicht „ins Handwerk zu fuschen“.
Ist es in Ordnung einfach da zu sein, auch wenn das Kind augenscheinlich gut mit der neuen Situation zurechtkommt? Schließlich war das Ziel, dass unsere Tochter hier für einige Stunden am Vormittag ohne uns verbringen sollte.
Ist man eine „gute Mutter“, wenn das Kind sich schnell löst und gerne dableibt? Oder ist es mein gutes Recht als Mutter solange zu bleiben wie ich das für richtig halte?
Damals waren wir froh, dass unsere Tochter bereits am ersten Tag schon nach kurzer Zeit eine Weile alleine mit den Kindern und Erziehern verbringen konnte und wir den Kindergarten für ca. eine Stunde verlassen konnten, um Sie im Anschluss wieder abzuholen.
Ich war, wie schon am Morgen auch, stolz und ängstlich zugleich. Wie würde es ihr ergehen? Würde sie weinen, wenn ihr bewusste würde, dass wir nun weg sind? Würde man uns gleich anrufen oder sie weinen lassen?
Das „Loslassen- müssen“ ging mir aus heutiger Sicht eindeutig zu schnell. Immerhin waren es für mich zu diesem Zeitpunkt wildfremde Menschen, denen wir da unser „Allerheiligstes“ quasi blind anvertrauten. Aber hatte nicht auch in der Broschüre des Kindergartens gestanden, dass man den Abschied so kurz und schmerzlos wie möglich gestalten sollte? Ich wollte es ihr durch meine Anhänglichkeit nicht unnötig schwer machen – und doch hätte ich aus heutiger Sicht lieber den ganzen Tag an ihrer Seite verbracht, wie ein unsichtbarer Beobachter. Immerhin bekommt man ab diesem Tag viele Stunden des Kindes nur aus Erzählungen mit.
Als Mutter ist es gar nicht so leicht, hier die richtige Balance zu finden. Sein Kind loslassen und ihm Selbstvertrauen schenken, ihm aber gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass man es nie allein lässt und immer beschützen wird. Der Kindergarten ist ja quasi der „erste Schritt aus dem Haus“ und auch der erste Schritt in die Selbstständigkeit für ein Kind. Als Mutter muss man guten Gewissens loslassen können und vor allem Vertrauen haben – aber wichtig finde ich hier das richtige Tempo für Eltern und Kind zu haben und zwar ganz unabhängig davon was das Umfeld von einem erwartet.

Jedes Kind ist anders…

Achim, Joel, Anna, Dennis, Luca, Sarah, Marco, Julius, Samuel, Moritz, Lisa, Maja, Alena, Luke, Noah, Eylem, Julia, Lea, Kenan, Tahj, Simon, Alexandra, Erik, Alina, Luna, Emily, Felix, Bianca, Luisa, Sven, Larissa, Pauline, Eva, Pascal, Helena, Markus, Dominik, Maiko, Rania, Finja, Enrique, Silva, Daniel, Isabella, David, Sofia, Marie, Lukas, Finn, Leon, Bastian, Lara, Deniz, Cara, Jonathan, Yasemin, Nikolas, Niklas, Burak, Marina, Marcel, Arthur, Oliver, Antonio, Ramiza, Zenita, Christina, Chiara, Jessica, Franziska, Isabella, Florian, Daniel, Ben, Lea, Clara, Barish, Emma, Johannes, Jonas…

Schon wenn man die vielen Namen liest, weiß man es: Jedes Kind lebt sein eigenes Leben und wird von völlig verschiedenen Interessen, Neigungen und Vorlieben angetrieben. Kein Kind ist wie das andere.

Im Kindergarten wollen wir ihnen allen gerecht werden. Alle sollen sich wohl fühlen und das bekommen, was sie brauchen. Eine schwierige, aber schöne Aufgabe.

Hier einige Beispiele:

Die Stürmer – sie stürmen voller Ideen in den Kindergarten, haben schon viel Erfahrung mit Kindergruppen und ihre Neugier ist grenzenlos. Sie wollen alles jetzt sofort. Hier braucht es eine genauso stürmische Erzieherin, die mit dem neugierigen und offenen Kind Schritt halten kann und sich traut auch mal NEIN zu sagen, erste Grenzen setzt und dem Stürmer zeigt, dass es auch noch andere Kinder gibt.

Die Nachdenklichen – sie nähern sich wohlüberlegt der Institution Kindergarten, wollen ihre Fragen stellen, bzw. wollen, dass der Erzieher die Fragen spürt und beantwortet, befriedigend beantwortet. Das sind die Kinder, die ihre Sätze oft mit „Aber…“ beginnen, die vor lauter Nachdenken das Spiel vergessen.

Die Einzelgänger – sie wollen alles sehen und schauen wie es so läuft, wollen aber bitte für sich bleiben. Dabeisein und doch allein sein heißt deren Devise und sie wollen auf garkeinen Fall von einer pädagogischen Fachkraft bespielt werden, das verschreckt sie total, bringt sie in Abwehrhaltung und kann die Eingewöhnung ungemein verlängern. Diese Kinder sind für die Erzieher*innen eine extra große Herausforderung. Wohl dem, der die geheimen Wünsche dieser Kinder herausfindet und dann ihr Herz erobert, dann ist die Eingewöhnung gelungen und der Alltag kann beginnen.

Die Besserwisser – sie kommen gut vorbereitet in den Kindergarten und wurden schon aufgeklärt, was man da so macht. Dieses Wissen über den Ablauf in einem Kindergarten fordern sie dann auch ein und beschweren sich beim Heimgehen darüber, dass man heute nicht gesungen, gemalt oder im Garten gespielt hat. Hier muss die Erzieherin über die Verschiedenartigkeit der Kindergartenpädagogik aufklären und dem Kind zeigen, dass es auch im Kindergartenleben verschiedene Ansätze gibt und dies muss auch an die Familie weitergegeben werden.

Die Vorsichtigen – sie haben innerhalb der Familie schon viele Lobreden über den Kindergarten gehört, dabei aber genau gecheckt, dass dies nur geschieht, um ihnen den Kindergarten „schmackhaft“ zu machen. Sind sie erstmal da, checken sie ganz vorsichtig die Lage und wollen sehen, wie es da so läuft. Sie beobachten viel und lernen am Modell, nämlich an den anderen Kindern. Sie tasten sich an attraktives Spielzeug heran, um dann zu spüren, dass noch viel mehr Kinder hierfür Besitzansprüche haben und dass mancher wohlgelobte Kindergartenvormittag der reinste Kampfplatz sein kann, wenn man auch mal mit der schönen Kugelbahn spielen möchte. Für die Vorsichtigen ist es sehr schwer zur Erfüllung ihrer Wünsche zu kommen. Wohl dem Kind, das eine Erzieherin hat, die Zeit und Intuition genug hat, um die Wünsche der Vorsichtigen zu erspüren.

Die Ängstlichen – diese Kinder brauchen die Rückendeckung von einer begabten pädagogischen Fachkraft, unbedingt. Die unbekannten Räumlichkeiten, die fremden Erwachsenen, die vielen Kinder, der Lärmpegel und die Unmenge von Regeln lösen bei den ängstlichen Kindern einen Fluchtreflex oder Heulkrampf aus. Sie sehen zwar irgendwo in der Ferne des Kindergartengetümmels attraktives Spielzeug, trauen sich aber keinesfalls durch den Kinderstrudel und das Regelwirrwarr den Weg eigenständig zu bewältigen, hier ist Begleitschutz nötig – auch wenn ein Kind aus der Gruppe der „Stürmer“ das vielleicht nicht verstehen kann.

Die Lieben, die Sozialen, die Angepassten – sie unterstützen die pädagogischen Fachkräfte, und sollen gleichzeitig aus der Gruppe „ausgestoßen“ werden, damit sie üben, auch mal aufzubegehren, oder mal eine Regel zu übertreten. Sie sind auch für den Erzieher eine große Aufgabe, weil bequem und nützlich. Keinesfalls darf er diese praktischen kleinen Helferlein ausnützen, sondern muss auch ihnen mit pädagogischem Geschick kleine Lektionen der Rebellion und Selbstbehauptung, gepaart mit gesundem Egoismus beibringen.

Hier sieht man deutlich wie vielfältig die Aufgaben für die Erzieher und Erzieherinnen sind und oben genannte Gruppierungen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Kindervielfalt und all die verletzten Seelen wollen auch wahrgenommen werden, ebenso wie die Eltern. Wenn es uns Erzieher*innen gelingt aus unserer Arbeit eine Erziehungspartnerschaft mit den Eltern zu machen, dann haben wir viel erreicht – für die Kinder.

Malen lassen

Für mich ist das Malen ein wichtiges Ausdrucksmittel für Kinder. Schon sehr früh wollen sie mit Stiften hantieren und genießen es etwas zu fabrizieren. Wilde Kringel entstehen. Bei der Wahl der Stifte sind die Kinder nicht wählerisch und gerne bemalen sie alles, was ihnen unter den Stift kommt. Um zu vermeiden, dass das Sofa mit Kugelschreiber oder Permanentstiften bemalt wird, sollte man einige Vorsichtsmaßnahmen ergreifen:

Geben sie ihrem Kind eine stabile Malunterlage, z.B. die Rückseite eines Kalenders oder besorgen sie eine Maldecke aus abwaschbarer Folie.

Das Malpapier sollte nicht zu dünn sein, denn jüngere Kinder malen gerne mit Temperament und viel Druck und sie brauchen mindestens DIN A4 Blätter um ihrer Malfreude Ausdruck verleihen zu können. Faustregel: Je jünger das Kind, umso größer das Malpapier.

Gute dicke, weiche, leuchtende Stifte lassen das Kind mit Genuss und Freude malen!

Jetzt kommt der schwierigste Teil der Malaktion: Lassen Sie das Kind machen und mischen sie sich nicht ein!

Das jüngere Kind zwischen 2-3 Jahren malt genussvoll und verfolgt meistens kein bestimmtes Ziel. Wenn sie beim Malen zuschauen, werden sie feststellen, dass das Kind seine Linien immer wieder anders betitelt. Gerade war das Gemalte noch eine Straße und jetzt ist es ein Hund. Bitte nicht korrigieren, machen lassen und das Tun genießen.

Eltern sollten lediglich darauf bestehen, dass z.B. nur auf der Malunterlage gemalt werden darf und dass die Stifte bei jüngeren Kindern zwar sichtbar, aber nicht erreichbar sind. So können die Kinder stets nach den Malutensilien verlangen, richten aber im Wohnbereich keinen Schaden an.

Wie im Kindergarten…!

Das ist wie im Kindergarten, bedeutet übersetzt: Das ist Kinderkram, das ist nicht ernst zu nehmen, das ist nett, aber kindisch!

Nach vielen Jahren im Kindergarten kann ich nur sagen, dass diese oft abfällige Bewertung des Kinderlebens einfach nicht stimmt.

Kindsein ist nicht gleichzusetzen mit kinderleicht, das sieht man schon daran, dass es nicht so einfach ist überhaupt als Kind auf diese Welt zukommen. Jedes ankommende Kind hat sein eigenes Gepäck und manche tragen schwer daran.

Wenn es mit der Ankunft geklappt hat und man gehört zur Weltbevölkerung, dann gibt es noch die jeweilige Familie mit ihren speziellen Anforderungen an das Kind. Das Kind soll wachsen und gedeihen, keinen Ärger machen und sich gut entwickeln, was heißt, sich so entwickeln, wie es sich die Eltern wünschen. Manches Kind tut sich schwer mit der Wunscherfüllung und muss mit dem Gefühl zu versagen leben.

Schreikind, zu klein oder zu schwer, zu laut oder zu empfindlich. Draufgängerin oder Draufgänger, albern, zappelig, zu gescheit, unkonzentriert, wild, zu dick oder zu dünn…

Jedem Kind ist ein Dasein zu wünschen, verbunden mit der Botschaft
„So wie du bist, bist du richtig!“
Auf dieses Gefühl der Anerkennung und Liebe kann dann aufgebaut werden.

Dies kann man schön in dem Bilderbuch „Die Rabenrosa“ von Helga Bansch nachlesen, in dem es darum geht das Anderssein zu akzeptieren.
„Sie macht einfach, was ihr gut tut.“ So steht es auf dem Buchrücken und so sollten wir es mit unseren Kindern auch machen!                                                         

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