Endlich, nach langem Suchen und bangem Warten, freuen sich die Eltern, dass sie einen Kindergartenplatz haben.
Beinahe zeitgleich beginnen die Zweifel: Ist das jetzt der richtige Moment, ist es der richtige Kindergarten, sollen wir noch warten? Sind die Erzieherinnen nett, einfühlend, nicht zu lasch, fördern sie unser Kind auch? Fragen über Fragen machen es Eltern, Erzieher*innen und auch den Kindern nicht immer leicht.
Den Dreijährigen ist der Begriff Kindergarten meistens durch Familienmitglieder bunt schillernd erklärt worden. „Da ist es schön, da kannst du mit vielen Kindern spielen, da singt ihr zusammen und sie haben ganz besondere Spielsachen!“
Wenn dann alles gut vorbereitet wurde, dann kennt das Kind das Gebäude, den Namen seiner Gruppe, seinen Garderobenplatz und die Erzieherin.
Im Normalfall sind Kinder sehr neugierig und kommen sehr motiviert an den „Ort der Verheißung“ und wenn da jetzt eine ebenso motivierte pädagogische Fachkraft wartet, dann kann die Eingewöhnung nur gelingen.
ABER, da sind ja auch noch die Eltern, die den Kindergarten und die Erzieherin vielleicht noch nicht kennen – was nicht sein sollte!
Man stellt sich vor, wenn man Mutter oder Vater ist, berichtet der Erzieherin vielleicht von den Eigenarten des Kindes (z.B., dass er oder sie nur Pipi macht, wenn er/sie sich ganz nackt auszieht – nicht ausgedacht, schon erlebt) oder man berichtet von Kosenamen, Essensgewohnheiten und dass das Kind es nicht gerne laut hat.
Die pädagogische Fachkraft beruhigt die Eltern, ermutigt die Kinder und beide Seiten versuchen sich freundlich anzunähern.
Erleichternd wirken sich immer Geschwister – oder Nachbarskinder aus, das gibt Mut und verscheucht die Angst vor Neuem.
Sollte das neue Kind ganz unproblematisch gleich freudig dableiben und zum Maltisch marschieren, dann fühlen sich die Eltern schlecht. „Oh je, sie weint nicht, also wird sie uns nicht vermissen, also sind wir schlechte Eltern!!“
Schreit das neue Kind und klammert sich an das Bein des Vaters, dann sind die Eltern beruhigt („Er liebt uns so!“) und die Erzieherin ist verzweifelt („Was muss ich machen, damit dieses Kind hier bleibt?“)
In allen Fällen ist es zwingend notwendig, dass sich Eltern, Kinder und Erzieher*innen vorher kennenlernen, dass sie außer den Namen auch ihre gegenseitigen Erziehungsprinzipien, Wünsche und den Ablauf der Eingewöhnungszeit kennenlernen.
Wir haben einige Gedanken von Kindergartenmüttern gesammelt, denn sie müssen sich auch von ihrem Kind abnabeln, was nicht einfach ist.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt an dem man als Kind und Eltern den Kindergartenstart herbeisehnt. Die Kinder wollen mehr erleben, probieren und spielen, sie wollen und brauchen Kinder um sich. Das ist zu Hause so nicht möglich.
Aber was erwartet uns da?
Wird mein Kind den Kindergartenalltag gut meistern können? Schließlich ist so ein Kindergartentag echt harte Arbeit. Auch der ungewohnte Lärmpegel ist nicht zu verachten.
Habe ich mein Kind wirklich gut genug auf das „Leben da draußen“ vorbereitet? Schließlich muss es plötzlich für sich selbst einstehen und es hat mich nicht mehr schützend an der Seite.
Hoffentlich sind die Erzieherinnen auch einfühlsam und den Kindern zugewandt. Was mache ich eigentlich, wenn ich mich mit einer Erzieherin überhaupt nicht verstehe? Kann ich mein Kind trotzdem bedenkenlos dort lassen? Schließlich vertraue ich ihnen das Wertvollste an, das ich habe. Habe ich mich auch wirklich genug mit der Auswahl der Kindergärten auseinandergesetzt?
Wie ist es mit den Christlichen Festen, und Traditionen, werden die wohl gefeiert?
Was ist, wenn mein Kind plötzlich haut oder sonst irgendwie negativ auffällt. Und wie gehen die Erzieherinnen damit um? Oder andersrum, wenn es sich so angepasst verhält, dass es untergeht, fällt das irgendwem auf?
Wird es Freunde haben, oder beliebt sein? Wie war eigentlich meine Kindergartenzeit? Hoffentlich wiederholen sich meine eigenen schlechten Erfahrungen nicht. Ich selbst war eher ein Außenseiter und wollte immer dazu gehören… Und jetzt als Mutter ertappe ich mich dabei, dass ich mir für mein Kind wünsche, das nicht zu erleben. Dass es beliebt ist und von allen gerne gemocht wird. Da muss ich wirklich gut achtgeben, dass ich diese Sorge nicht auf meine Kinder übertrage.
Man will ja als Mutter oder Vater auch nicht als Helikoptereltern gelten, aber was bedeutet das eigentlich? Wenn man während der Eingewöhnung Dinge sieht, die so nicht sein sollten, oder der Umgang in einigen Situationen ungut findet, soll man am besten nichts sagen, seine Gedanken für sich behalten? Oder ist ein klärendes Gespräch nicht besser? Hoffentlich erzählt mein Kind keine Peinlichkeiten von zu Hause, was da die anderen denken würden!
Letztlich finde ich, wird uns Müttern viel von außen suggeriert wie es denn zu laufen hätte. Ich habe mich auch davon verunsichern lassen, weil es beim ersten Kind zu einfach lief und beim zweiten dann viel schwieriger als gedacht. Im Nachhinein würde ich mich viel mehr auf mein Gefühl verlassen und für meine Kinder da sein wie sie es einfordern. Ein „so geht’s richtig“ gibt es nicht. Und egal wie lange und gut die Erzieherinnen ihren Job schon machen, ich kenne meine Kinder am besten.
Das Thema Kindergarten begann für mich schon lange bevor dieses wichtige Kapitel für meine Tochter überhaupt anstand. Schon weit im Voraus habe ich mir Gedanken gemacht, ob sie sich dort wohl fühlen wird, ob ich sie richtig darauf vorbereitet habe und ob wir beide überhaupt schon „bereit“ dafür sind.
Als der erste Kindergartentag dann vor der Tür stand, war es eine Mischung aus Stolz, Angst und Vorfreude, als mein Mann und ich unsere Tochter das erste Mal gemeinsam zu Ihrem Kindergarten brachten. So wirklich wussten wir nicht, was uns erwarten würde – und was man auch im Gegenzug von uns erwartete. Wir lange darf oder sollte man bleiben, ohne es dem Kind unnötig schwer zu machen, aber auch den Erziehern nicht „ins Handwerk zu fuschen“.
Ist es in Ordnung einfach da zu sein, auch wenn das Kind augenscheinlich gut mit der neuen Situation zurechtkommt? Schließlich war das Ziel, dass unsere Tochter hier für einige Stunden am Vormittag ohne uns verbringen sollte.
Ist man eine „gute Mutter“, wenn das Kind sich schnell löst und gerne dableibt? Oder ist es mein gutes Recht als Mutter solange zu bleiben wie ich das für richtig halte?
Damals waren wir froh, dass unsere Tochter bereits am ersten Tag schon nach kurzer Zeit eine Weile alleine mit den Kindern und Erziehern verbringen konnte und wir den Kindergarten für ca. eine Stunde verlassen konnten, um Sie im Anschluss wieder abzuholen.
Ich war, wie schon am Morgen auch, stolz und ängstlich zugleich. Wie würde es ihr ergehen? Würde sie weinen, wenn ihr bewusste würde, dass wir nun weg sind? Würde man uns gleich anrufen oder sie weinen lassen?
Das „Loslassen- müssen“ ging mir aus heutiger Sicht eindeutig zu schnell. Immerhin waren es für mich zu diesem Zeitpunkt wildfremde Menschen, denen wir da unser „Allerheiligstes“ quasi blind anvertrauten. Aber hatte nicht auch in der Broschüre des Kindergartens gestanden, dass man den Abschied so kurz und schmerzlos wie möglich gestalten sollte? Ich wollte es ihr durch meine Anhänglichkeit nicht unnötig schwer machen – und doch hätte ich aus heutiger Sicht lieber den ganzen Tag an ihrer Seite verbracht, wie ein unsichtbarer Beobachter. Immerhin bekommt man ab diesem Tag viele Stunden des Kindes nur aus Erzählungen mit.
Als Mutter ist es gar nicht so leicht, hier die richtige Balance zu finden. Sein Kind loslassen und ihm Selbstvertrauen schenken, ihm aber gleichzeitig die Sicherheit zu geben, dass man es nie allein lässt und immer beschützen wird. Der Kindergarten ist ja quasi der „erste Schritt aus dem Haus“ und auch der erste Schritt in die Selbstständigkeit für ein Kind. Als Mutter muss man guten Gewissens loslassen können und vor allem Vertrauen haben – aber wichtig finde ich hier das richtige Tempo für Eltern und Kind zu haben und zwar ganz unabhängig davon was das Umfeld von einem erwartet.