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Schlagwort: Bedürfnisse (Seite 1 von 1)

Arne allein zu Hause

Manchmal, ganz selten, darf Arne für kurze Zeit allein zuhause bleiben und auf seine Mama oder seinen Papa warten. Das findet Arne sehr schön und auch sehr spannend, weil er sich dann ganz groß fühlt, fast wie erwachsen.

Beim ersten Mal fragte ihn seine Mama, ob er kurz wartet, denn sie wollte eine Freundin schnell an der Bushaltestelle abholen. „Höchstens 5 Minuten!“ sagte Mama und Arne nickte sehr stolz.

Mama zeigte ihm auf der Uhr, wie man sehen kann, wie die Zeit vergeht.

5 Minuten ist keine lange Zeit!

Als die Haustüre hinter Mamas Rücken ins Schloss fiel und es danach ganz still war um Arne herum, bekam Arne ein komisches Gefühl, ein fremdes Gefühl, das sich in Angst verwandelte. Plötzlich musste Arne ganz viel Spucke schlucken, es wurde ihm heiß und er starrte auf die Uhr. Um ihn herum war es ganz still, so still, wie er es noch nie erlebt hatte.

Dann kamen die Tränen, sehr viele Tränen liefen ihm durchs Gesicht und dann ging die Tür auf und Mama kam mit ihrer Freundin herein – es waren erst 4 Minuten vergangen. Mama war sehr schnell gewesen und fragte Arne erschrocken, warum er weinte. Arne versuchte es zu erklären, dass sich das plötzliche Alleinsein ganz anders angefühlt hat, als er es sich vorgestellt hatte.

Mama umarmte ihn und in der Zeit danach, haben sie es immer wieder mal probiert und dann klappte es immer besser.

Jedes Kind ist anders…

Achim, Joel, Anna, Dennis, Luca, Sarah, Marco, Julius, Samuel, Moritz, Lisa, Maja, Alena, Luke, Noah, Eylem, Julia, Lea, Kenan, Tahj, Simon, Alexandra, Erik, Alina, Luna, Emily, Felix, Bianca, Luisa, Sven, Larissa, Pauline, Eva, Pascal, Helena, Markus, Dominik, Maiko, Rania, Finja, Enrique, Silva, Daniel, Isabella, David, Sofia, Marie, Lukas, Finn, Leon, Bastian, Lara, Deniz, Cara, Jonathan, Yasemin, Nikolas, Niklas, Burak, Marina, Marcel, Arthur, Oliver, Antonio, Ramiza, Zenita, Christina, Chiara, Jessica, Franziska, Isabella, Florian, Daniel, Ben, Lea, Clara, Barish, Emma, Johannes, Jonas…

Schon wenn man die vielen Namen liest, weiß man es: Jedes Kind lebt sein eigenes Leben und wird von völlig verschiedenen Interessen, Neigungen und Vorlieben angetrieben. Kein Kind ist wie das andere.

Im Kindergarten wollen wir ihnen allen gerecht werden. Alle sollen sich wohl fühlen und das bekommen, was sie brauchen. Eine schwierige, aber schöne Aufgabe.

Hier einige Beispiele:

Die Stürmer – sie stürmen voller Ideen in den Kindergarten, haben schon viel Erfahrung mit Kindergruppen und ihre Neugier ist grenzenlos. Sie wollen alles jetzt sofort. Hier braucht es eine genauso stürmische Erzieherin, die mit dem neugierigen und offenen Kind Schritt halten kann und sich traut auch mal NEIN zu sagen, erste Grenzen setzt und dem Stürmer zeigt, dass es auch noch andere Kinder gibt.

Die Nachdenklichen – sie nähern sich wohlüberlegt der Institution Kindergarten, wollen ihre Fragen stellen, bzw. wollen, dass der Erzieher die Fragen spürt und beantwortet, befriedigend beantwortet. Das sind die Kinder, die ihre Sätze oft mit „Aber…“ beginnen, die vor lauter Nachdenken das Spiel vergessen.

Die Einzelgänger – sie wollen alles sehen und schauen wie es so läuft, wollen aber bitte für sich bleiben. Dabeisein und doch allein sein heißt deren Devise und sie wollen auf garkeinen Fall von einer pädagogischen Fachkraft bespielt werden, das verschreckt sie total, bringt sie in Abwehrhaltung und kann die Eingewöhnung ungemein verlängern. Diese Kinder sind für die Erzieher*innen eine extra große Herausforderung. Wohl dem, der die geheimen Wünsche dieser Kinder herausfindet und dann ihr Herz erobert, dann ist die Eingewöhnung gelungen und der Alltag kann beginnen.

Die Besserwisser – sie kommen gut vorbereitet in den Kindergarten und wurden schon aufgeklärt, was man da so macht. Dieses Wissen über den Ablauf in einem Kindergarten fordern sie dann auch ein und beschweren sich beim Heimgehen darüber, dass man heute nicht gesungen, gemalt oder im Garten gespielt hat. Hier muss die Erzieherin über die Verschiedenartigkeit der Kindergartenpädagogik aufklären und dem Kind zeigen, dass es auch im Kindergartenleben verschiedene Ansätze gibt und dies muss auch an die Familie weitergegeben werden.

Die Vorsichtigen – sie haben innerhalb der Familie schon viele Lobreden über den Kindergarten gehört, dabei aber genau gecheckt, dass dies nur geschieht, um ihnen den Kindergarten „schmackhaft“ zu machen. Sind sie erstmal da, checken sie ganz vorsichtig die Lage und wollen sehen, wie es da so läuft. Sie beobachten viel und lernen am Modell, nämlich an den anderen Kindern. Sie tasten sich an attraktives Spielzeug heran, um dann zu spüren, dass noch viel mehr Kinder hierfür Besitzansprüche haben und dass mancher wohlgelobte Kindergartenvormittag der reinste Kampfplatz sein kann, wenn man auch mal mit der schönen Kugelbahn spielen möchte. Für die Vorsichtigen ist es sehr schwer zur Erfüllung ihrer Wünsche zu kommen. Wohl dem Kind, das eine Erzieherin hat, die Zeit und Intuition genug hat, um die Wünsche der Vorsichtigen zu erspüren.

Die Ängstlichen – diese Kinder brauchen die Rückendeckung von einer begabten pädagogischen Fachkraft, unbedingt. Die unbekannten Räumlichkeiten, die fremden Erwachsenen, die vielen Kinder, der Lärmpegel und die Unmenge von Regeln lösen bei den ängstlichen Kindern einen Fluchtreflex oder Heulkrampf aus. Sie sehen zwar irgendwo in der Ferne des Kindergartengetümmels attraktives Spielzeug, trauen sich aber keinesfalls durch den Kinderstrudel und das Regelwirrwarr den Weg eigenständig zu bewältigen, hier ist Begleitschutz nötig – auch wenn ein Kind aus der Gruppe der „Stürmer“ das vielleicht nicht verstehen kann.

Die Lieben, die Sozialen, die Angepassten – sie unterstützen die pädagogischen Fachkräfte, und sollen gleichzeitig aus der Gruppe „ausgestoßen“ werden, damit sie üben, auch mal aufzubegehren, oder mal eine Regel zu übertreten. Sie sind auch für den Erzieher eine große Aufgabe, weil bequem und nützlich. Keinesfalls darf er diese praktischen kleinen Helferlein ausnützen, sondern muss auch ihnen mit pädagogischem Geschick kleine Lektionen der Rebellion und Selbstbehauptung, gepaart mit gesundem Egoismus beibringen.

Hier sieht man deutlich wie vielfältig die Aufgaben für die Erzieher und Erzieherinnen sind und oben genannte Gruppierungen sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der Kindervielfalt und all die verletzten Seelen wollen auch wahrgenommen werden, ebenso wie die Eltern. Wenn es uns Erzieher*innen gelingt aus unserer Arbeit eine Erziehungspartnerschaft mit den Eltern zu machen, dann haben wir viel erreicht – für die Kinder.

Wie im Kindergarten…!

Das ist wie im Kindergarten, bedeutet übersetzt: Das ist Kinderkram, das ist nicht ernst zu nehmen, das ist nett, aber kindisch!

Nach vielen Jahren im Kindergarten kann ich nur sagen, dass diese oft abfällige Bewertung des Kinderlebens einfach nicht stimmt.

Kindsein ist nicht gleichzusetzen mit kinderleicht, das sieht man schon daran, dass es nicht so einfach ist überhaupt als Kind auf diese Welt zukommen. Jedes ankommende Kind hat sein eigenes Gepäck und manche tragen schwer daran.

Wenn es mit der Ankunft geklappt hat und man gehört zur Weltbevölkerung, dann gibt es noch die jeweilige Familie mit ihren speziellen Anforderungen an das Kind. Das Kind soll wachsen und gedeihen, keinen Ärger machen und sich gut entwickeln, was heißt, sich so entwickeln, wie es sich die Eltern wünschen. Manches Kind tut sich schwer mit der Wunscherfüllung und muss mit dem Gefühl zu versagen leben.

Schreikind, zu klein oder zu schwer, zu laut oder zu empfindlich. Draufgängerin oder Draufgänger, albern, zappelig, zu gescheit, unkonzentriert, wild, zu dick oder zu dünn…

Jedem Kind ist ein Dasein zu wünschen, verbunden mit der Botschaft
„So wie du bist, bist du richtig!“
Auf dieses Gefühl der Anerkennung und Liebe kann dann aufgebaut werden.

Dies kann man schön in dem Bilderbuch „Die Rabenrosa“ von Helga Bansch nachlesen, in dem es darum geht das Anderssein zu akzeptieren.
„Sie macht einfach, was ihr gut tut.“ So steht es auf dem Buchrücken und so sollten wir es mit unseren Kindern auch machen!                                                         

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