Nachdem der erste Ausflug gut geklappt hatte, wollte Rena gleich am nächsten Tag wieder starten. Heute sollte es nach links gehen, dahin, wo die vielen Häuser und Autos sind.
Aber heute flog nur der Papa Rabe weg und Mama blieb bei ihr im Nest. Rena nutzt die Gelegenheit um ihre Mama auszufragen, es könnte nützlich sein, wenn man über das Ausflugsziel schon einiges in Erfahrung bringt. In Erfahrung bringen bedeutet, dass man von anderen Raben etwas erfährt, was diese schon erlebt haben, wo es gutes Futter gibt oder wo es gefährlich für Raben ist.
Mama Rabe warnte Rena vor den Häusern und der Straße. In den Häusern wohnen Menschen, große und kleine, die meisten von ihnen mögen keine Raben. Sie sagen, dass Raben so viel krähen, also Lärm machen und außerdem auf ihre schönen Autos Kacka machen, weiße Rabenkacke auf schönen sauberen Autos, das gefällt ihnen nicht. Vor der Straße und den darauf fahrenden Autos warnt sie Rena ganz besonders. Raben wollen manchmal auf der Straße etwas zum Fressen holen und werden dann von Autos angefahren. Rena hat verstanden, dass sie bei ihrem heutigen Ausflug sehr gut aufpassen muss. Aber noch sitzt sie ja mit Mama im Nest und kann nicht losfliegen. Rena macht solange ein Schläfchen, steckt ihren Schnabel ins Gefieder, das sind ihre Federn, und genießt den Sonnenschein, der sie wunderbar wärmt.
Endlich fliegt Mama Rabe auch los, sie will Nüsse ernten und Käfer fangen. Rena startet sogleich, kaum, dass die Mama vom Birkenbaum geflogen ist. Sie dreht eine Extrarunde um die hohe Birke und lässt den Wind in ihr Gefieder blasen, das ist wunderschön kitzelig. Von weitem hört sie schon das Brummen der Straße, das eigentlich nicht von der Straße kommt, sondern von den vielen Autos. Der zweite Abenteuerausflug kann beginnen.
Rena fliegt ganz genau über der Straße und kann alle Autos von oben betrachten, die meisten sind schwarz, so wie sie. Manche sind grau und weiß, aber rote oder gelbe Autos sind selten. Sie sieht ein sehr großes Auto das orange ist und immer wieder anhält. Es schüttet den Inhalt großer Behälter in sich hinein, fährt weiter, hält an und schüttet wieder große Tonnen aus. Rena kann beobachten, wie immer wieder kleine Sachen auf den Weg fallen, wenn die Tonne zurückgestellt wird. Ob man das wohl essen kann? Neugierig fliegt sie nach unten und tatsächlich, es sieht aus, als könnte man es futtern. Sie hat die Warnungen ihrer Mutter vergessen und landet hinter dem großen orangen Auto auf der Straße und schnappt sich den Brocken, der auf dem Weg liegt und fliegt gleich wieder hoch. Als Frühstücksplatz sucht sie sich das Dach des nächsten Hauses aus und schluckt ihren gefundenen Bissen hastig hinunter. Schmeckt ihr nicht schlecht.
Jetzt, da sie hoch oben auf dem Dach eines Hauses sitzt, schaut sie sich erstmal um und hält sich mit ihren Krallen gut an den Dachziegeln fest. In der Ferne kann sie ihr Nest auf der Birke sehen und neben ihr kommt beißender Rauch aus einem Schornstein, was ihr nicht gefällt. Sie fliegt weiter, unter ihr wieder die Straße und viele Häuser, aber auch sehr viele kleine Menschen (Kinder), die alle in einem großen Gebäude verschwinden. Rena möchte wissen, warum alle in das große Haus gehen und fliegt zu einem der Fenster. Da wäre es nun beinahe passiert, dass sie gegen die Glasscheibe geflogen wäre, als sie ins Haus schauen wollte. Glas, eine Wand, die man nicht sehen kann, kannte Rena nicht. Zum Glück hat sie sich den Kopf nur leicht gestoßen und kann weiterfliegen.
Ob ihre Eltern sie schon vermissen? Rena fliegt auf dem direkten Weg über die Häuser und die brummende Straße zum Nest zurück und wird dort schon erwartet.
Raben-Mama und Raben-Papa sitzen im Nest und schauen sehr genau auf Rena und wollen sofort wissen, wo sie war. Rena erzählt alles ganz genau und ist stolz auf ihren Ausflug, es ist ja auch alles gut gegangen. Ihren Eltern gefällt nicht, was sie hören, denn sie wissen, was alles hätte passieren können und gleichzeitig sind sie sehr stolz auf ihr Rabenmädchen, denn sie hat alles gut gemacht.
Sie ist hoch über der Straße geflogen, hat sich den Brocken erst dann von der Straße geholt, als das Müllauto weitergefahren war, hat in Ruhe auf dem Dach gefressen und ist sicher wieder im Nest gelandet, toll!
Zufrieden sitzen alle am Abend im Nest und freuen sich, dass Renas Ausflug gut geklappt hatte.
Was morgen wohl geschehen wird?