Es ist der Abend eines schönen Sommertages und Arne soll ins Haus kommen, gerade eben hat seine Mama ihn gerufen: „Arne, Abendessen!“
Eigentlich läuft Arne dann in Richtung Terrassentür, zieht seine Schuhe aus, geht dann gemütlich und oft singend zum Händewaschen.
Heute ist es anders, denn direkt vor seinen Füßen liegt ein kleiner halbnackter Vogel im Gras. Halbnackt bedeutet, dass er noch ganz viele kahle Stellen unter den kleinen Flaumfedern hat, seine Augen sind sehr groß.
Arne erschrickt und will schnell Mama rufen, aber er bleibt still, weil er den kleinen Vogel nicht erschrecken mag. Schnell zu Mama ins Haus rennen, das geht auch nicht, er kann den kleinen Vogel doch nicht allein lassen. Arne weint und schaut im Wechsel auf den kleinen Vogel und zur Terrassentür. Warum kommt Mama denn nicht um ihn zu suchen!
„Arne, wo bleibst du denn?“ hört er nach einiger Zeit Mamas vertraute Stimme. Arne winkt stumm mit beiden Armen und Mama spürt, dass es etwas ganz Dringendes gibt und kommt zur Wiese. Arne deutet auf den kleinen Vogel vor seinen Füßen im Gras und schaut Mama fragend an.
Mama schaut nach oben, denn hinter der Dachrinne des Hauses ist ein Vogelnest und bestimmt ist der kleine Vogel von dort aus dem Nest auf die Wiese gefallen. „Mama, wir müssen ihn ins Nest zurückbringen!“
„Das Nest ist zu hoch, wir haben keine Leiter, die so weit hinauf reicht!“
„Er ist noch so klein, wir können ihn nicht im Gras sitzen lassen, die ganze Nacht. Wenn die Katze kommt….!“
Arne schluchzt und Mama geht zum Telefon.
Als sie zurückkommt schaut sie besorgt und sagt, dass sie dem kleinen Vogel wohl nicht helfen können. Hätte er schon Federn könnten sie ihn unter den Busch setzen und seine Eltern würden kommen und ihn hier hinterm Busch füttern und zum Wegfliegen ermutigen.
Der kleine Findevogel ohne Federkleid müsste ins Nest, aber das können Arne und Mama nicht erreichen. Mama fährt noch weg um Vogelnahrung zu besorgen, wie es ihr der Tierarzt gesagt hatte und Arne leistet dem kleinen Vögelchen Gesellschaft. Er nennt ihn „Tschilp“, denn so hört sich sein Rufen an. Tschilp, tschilp.
In einem warmen Socken von Arne verbringt der kleine Vogel die Nacht in einer Schachtel und pünktlich mit der aufgehenden Sonne ruft er laut, er hat Hunger. Arne ist sofort wach und beobachtet, wie Mama versucht den Vogel zu füttern: Immer wenn er das kleine Schnäbelchen weit öffnet, steckt Mama ein Holzstäbchen mit Vogelnahrung ganz behutsam in den kleinen Schnabel. Es ist sehr schwierig mit dem Stäbchen zu füttern, aber etwas Nahrung bleibt in seinem Schnäbelchen.
Alle Geduld und Ermunterungen nützen aber nichts und kurze Zeit später stirbt der kleine Vogel.
Arne ist sehr traurig, so traurig, dass er denkt, es wird nie wieder aufhören…
Gemeinsam mit Mama schmückt Arne eine kleine Schachtel und in diese betten sie das tote Vögelchen. Tschilp bekommt ein kleines Vogelgrab unter einem Busch im Garten.
In den nächsten Tagen beobachtet Arne die Vögel im Garten ganz besonders aufmerksam.
